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Für eine klima-neutrale documenta15 2022

Für eine



klima-neutrale



documenta15 2022



Kultur ist das, was uns Menschen in Teorie und Praxis untereinander und mit der Umwelt verbindet. Die Klimakrise ist deshalb eindeutig eine Krise unserer Kultur und damit menschengemacht. Sie ist eng verbunden mit unserem exzessiven Konsum und aufwendigen Lebensstil. Und was für das praktische Leben eines jeden einzelnen von uns gilt, betrifft in ähnlicher Weise auch kulturelle Grossveranstaltungen wie die documenta. Deren 14. Ausgabe im Jahr 2017 hat die ökologische Unangepasstheit besonders deutlich und messbar gemacht durch die zwei Veranstaltungsorte Kassel und Athen und dem entsprechend ausgeprägten Kunsttourismus. Kulturökologische Nachhaltigkeit sieht anders aus.


Schon das Grundsatzprogramm der Kulturpolitischen Gesellschaft sagt  1998:  "Da Kultur auch heisst, wie wir leben wollen, hat Kulturpolitik die Aufgabe, die Frage einer ökologisch verantwortlichen Lebensweise zu thematisieren und Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Verlangsamung zu Leitlinien kulturpolitischen Handelns zu machen."



Trotz der Klimakonvention von Paris (2015) verschärft sich die Klimawende weiterhin: die Kohlendioxidbelastung, die Erwärmung und der Ressourcenschwund der Erde nehmen nach wie vor zu. Und es gibt weltweit keinerlei Hinweis darauf, warum kulturelle Aktivitäten eine Verschlechterung dieser Situation rechtfertigen könnten und sollten. Kultur und Kunst können kein Mehr an Freiheit beanspruchen, was Eingriffe in unsere Lebensgrundlagen anlangt.



Auch kulturelle Veranstaltungen fördern grössenabängig die Klimakrise und verschlechtern die Lebensgrundlagen aller Menschen.  Die Verantwortung für deren Erhaltung endet nicht beim einzelnen Bürger, sondern ist ebenfalls Ziel und Aufgabe einer ökologisch ausgerichteten  Politik. Deren Parameter sind bestimmbar und Verantwortliche können benannt werden. Die entscheidende und übereinstimmende Aussage der  natur- und kulturwissenschaftlichen Klimaforschung lautet: "Wir haben kein Problem der Erkenntnis, sondern eins der Umsetzung!"



Das gilt selbstverständlich in besonderer Weise für kulturelle Grossveranstaltungen wie die documenta. Hier sind nicht nur die Besucher, sondern ebenfalls die Veranstalter, sprich die documenta und Fridericianum gGmbH, und die teilnehmenden Künstler gefragt. Wenn Kunst allgemein auch als eine Art Lebensmittel gesehen und definiert werden kann, sollte die documenta nicht als ein "tödliches" Lebensmittel apostrophiert werden können.



So, wie die Entstehung der Klimakrise eine Krise unserer Kultur mit ihren Ansprüchen ist, sind auch erfolgreiche Anpassungsprozesse an die Folgen des Klimawandels in erster Linie eine kulturelle und kulturpolitische Aufgabe. Die Agenda 2030 der UN mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen meint mit dem Begriff  "nachhaltig" Zustände,  die auf Dauer angelegt sind, d.h. sich mit der Zeit nicht die eigenen Grundlagen entziehen. Die Ziele 4 (hochwertige Bildung) und 12 (nachhaltiger Konsum und Produktion) zielen in die auch für die documenta entscheidende Richtung. Anpassungsmassnahmen würden  politische Entscheidungen (etwa Planung, Emissionsziele), betriebswirtschaftliche Entscheidungen,  Verhaltensänderungen und Innovationen auf technischem und sozialem Gebiet betreffen. Im Kern muss der Eintrag von klimaschädlichen Emissionen und der Material- verbrauch auf Seiten der Organisatoren, der Künstler und der Besucher reduziert werden und wo das nicht möglich ist, eine entsprechende Kompensation, z. B. über Wiederaufforstungen o.ä., erfolgen.



Dies alles sind Forderungen, die auch in entsprechenden Strategien der UN, der EU und vielen Ländern im einzelnen beschriebn werden (z.B. die Deutsche Anpasssungsstrategie an den Klimawandel, DAS, aus dem Jahre 2008). Inzwischen gibt es betriebswirtschaftliche Konzepte für eine klimaschonende Organisation von Grossveranstaltungen (z. B. des European Song-Contests in Wien 2015, bei dem u.a. die Flüge der Besucher von den Veranstaltern kompensiert wurden.) Das Gemeinschaftssystem für das freiwillige Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung (EMAS) der EU hilft hier ebenfalls. Und es gibt private Firmen, die entsprechend tätig werden.



Die Stadt Kassel hat sich selbst an vielen Stellen ökologisch und nachhaltig beschrieben, so dass es ganz natürliche Anknüpfungspunkte dafür gibt, auch die documenta kulturökologisch zu sehen und ökologisch nachhaltig zu organisieren.



2006 heisst es im Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Kassel. "Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsaufgabe und das Thema einer stabilen, erfolgreichen Zukunft der Menschheit, unseres Landes und nicht zuletzt unserer documenta-Stadt Kassel.



Im integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Kassel von 2012 steht: "Die Stadt Kassel ist sich ihrer Verantwortung und tragenden Rolle für den Klimaschutz  bewusst, da Klimaschutz ein  globales Problem mit lokalen Lösungsansätzen ist."



Im Beschluss des Oberbürgermeister- Dialogs 2017 (mit Kassel als Teilnehmer)  heisst es: "Ökologische Vernunft und ökonomische Innovationen können im Prinzip Hand inHand gehen."



Kassel hat sich 2019 der Climate Emergency Declaration angeschlossen. Sie soll der Anfang eines breiten Engagements sein, Kassel bis 2030 klimaneutral zu machen.



In dem Text des Kasseler Magistrats von 2019 mit dem Titel  "Wie sich Kassel an den Klimawandel anpasst" werden für Kassel folgende Aussagen gemacht: "Klimavorhersagen: Überwärmung und Hitze (im Winter milder, im Sommer heisser), Starkregen und Hochwasser (im Winter mehr Regen, im Sommer weniger Niederschläge, häufiger als Starkregen). Auswirkungen: Mehr Erkrankungen bei Menschen und Pflanzen sowie stärkerer Materialverschleiss. Mehr Wasserschäden und Gefähr-dung von Menschenleben."



Schliesslich wird 2018 in einer Pressemitteilung der documenta-Organisation festgestellt: "Die Budgetplanung für die documenta15 im Jahr 2022  sieht mit Blick auf künstlerische Erfordernisse sowie allgemeine Kostensteigerungen höhere Anforderungen an Sicherheit, Nachhaltigkeit und Besucherservice eine angemessene Erhöhung vor."



All diese Aussagen stützen den Artikel 20 a unseres Grundgesetzes, in dem es heisst: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen..."



Der Tag der Erde in Kassel ist ein sehr  triftiger Grund, die notwendige und mögliche ökologisch nachhaltige Organisation der documenta 15 im Jahre 2022 einzufordern.





 



Zusammenstellung:


Forum Kulturen der Nachhaltigkeit (KdN)


Kulturinitiative Harleshausen e.V. – KIH


(www.kih-kassel.de)


 Berthold Stegemann


 26. April 2020 / 25. April 2021



 



 


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