Die documenta 15 wird ein spannendes Experiment
Gastbeitrag von Christian Kopetzki
„Wir haben kein Ausstellungskonzept im klassischen Sinne vorgelegt. Wir wollen mit dem Kontext, in dem wir in Kassel leben, etwas aufbauen.“ Und: “----wollen das Augenmerk auf heutige Verletzungen richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, Kapitalismus, oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine neue Sicht auf die Welt ermöglichen.“
Das sind einige Sätze, die von Vertretern des überraschend für die künstlerische Leitung der documenta 15 ausgewählten indonesischen Kollektivs Ruangrupa = „Raum für Kunst“, oder „Raumform“ zu lesen oder hören waren, als sie am 22.2.2019 in der Documenta-Halle vorgestellt wurden.
„Wir haben kein Ausstellungskonzept im klassischen Sinne vorgelegt. Wir wollen mit dem Kontext, in dem wir in Kassel leben, etwas aufbauen.“ Und: “----wollen das Augenmerk auf heutige Verletzungen richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, Kapitalismus, oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine neue Sicht auf die Welt ermöglichen.“
Das sind einige Sätze, die von Vertretern des überraschend für die künstlerische Leitung der documenta 15 ausgewählten indonesischen Kollektivs Ruangrupa = „Raum für Kunst“, oder „Raumform“ zu lesen oder hören waren, als sie am 22.2.2019 in der Documenta-Halle vorgestellt wurden.
Größer hätte der Kontrast zu der verkopften letzten documenta von Adam Szymszyk kaum ausfallen können, auch wenn ähnliche politische Kampfbegriffe auftauchten. Ein Kollektiv von zehn Künstler_innen und Journalist_innen („es gibt bei uns keinen Boss“) aus Jakarta, zu denen noch etwa achtzig weitere Menschen verschiedener Professionen gehören, will eine Ausstellung erarbeiten, die „mehr ein Erleben und Erfahren, als ein Betrachten“ sein soll. Das wird auch uns als Besucher_innen und Rezipient_innen einiges Neue abverlangen, uns u.U. auch als Teilnehmer_innen fordern, denn Ruangrupa will die Stadt Kassel und Korrespondenzstädte in anderen Teilen der Welt nicht nur als Ansammlung von Gebäuden, sondern auch von Geschichten ihrer Bewohner_innen kennenlernen und in partizipative künstlerische Prozesse und Projekte einbinden. Dabei wird es aber keine Außenstandorte a la Athen geben, wie auf Nachfrage klargestellt wurde.
Hinter diesen zunächst noch abstrakt klingenden Absichtserklärungen verbergen sich die Erfahrungen aus ca. zwanzig Jahren, in denen Ruangrupa an verschiedenen nationalen und internationalen Kunstschauplätzen mit unterschiedlichen Methoden, Medien und Formaten experimentell gearbeitet hat, wobei die Gruppe vor allem Erfahrungen mit dem Knüpfen von kreativen Netzwerken gesammelt hat.
Besonders verblüffend war die Aussage, dass die documenta bisher in Indonesien wenig wahrgenommen wurde und keinen großen Effekt auf das künstlerische Geschehen hatte. „Wir lernen gerade“ lautete die ehrliche Aussage. Das wird auch den internationalen, durchkommerzialisierten Kunstmarkt irritieren. Die künstlerischen Leiter aus Indonesien halten die großen konventionellen Kunstschauen – wie ich meine zurecht – für „monströse Maschinen“, die an ihrem eigen Mythos arbeiten. Das ist eine Kampfansage, auf deren Ergebnisse man gespannt sein kann.
Die fröhliche Aufgeregtheit der beiden in der Pressekonferenz anwesenden Ruangrupa-Mitglieder Ade Damawan und Farid Rakun („wir werden uns an das Interesse an uns erst noch gewöhnen müssen“) wirkte jedenfalls nach meinem Eindruck auf das Gros der an der Pressekonferenz Teilnehmenden ansteckend, als ob eine blockierte Bremse gelöst worden wäre. Die allgemeine Neugierde ist groß, wohin die Reise der documenta gehen wird – und wir in Kassel sitzen im Salonwagen.
Hinter diesen zunächst noch abstrakt klingenden Absichtserklärungen verbergen sich die Erfahrungen aus ca. zwanzig Jahren, in denen Ruangrupa an verschiedenen nationalen und internationalen Kunstschauplätzen mit unterschiedlichen Methoden, Medien und Formaten experimentell gearbeitet hat, wobei die Gruppe vor allem Erfahrungen mit dem Knüpfen von kreativen Netzwerken gesammelt hat.
Besonders verblüffend war die Aussage, dass die documenta bisher in Indonesien wenig wahrgenommen wurde und keinen großen Effekt auf das künstlerische Geschehen hatte. „Wir lernen gerade“ lautete die ehrliche Aussage. Das wird auch den internationalen, durchkommerzialisierten Kunstmarkt irritieren. Die künstlerischen Leiter aus Indonesien halten die großen konventionellen Kunstschauen – wie ich meine zurecht – für „monströse Maschinen“, die an ihrem eigen Mythos arbeiten. Das ist eine Kampfansage, auf deren Ergebnisse man gespannt sein kann.
Die fröhliche Aufgeregtheit der beiden in der Pressekonferenz anwesenden Ruangrupa-Mitglieder Ade Damawan und Farid Rakun („wir werden uns an das Interesse an uns erst noch gewöhnen müssen“) wirkte jedenfalls nach meinem Eindruck auf das Gros der an der Pressekonferenz Teilnehmenden ansteckend, als ob eine blockierte Bremse gelöst worden wäre. Die allgemeine Neugierde ist groß, wohin die Reise der documenta gehen wird – und wir in Kassel sitzen im Salonwagen.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
klaus baum am :
ehtische maßstäbe? fehlanzeige.
ps.: im übrigen ist nicht nur in indonesien die documenta wenig bekannt, überhaupt nicht bekannt ist sie in nordfriesland - trotz nolde.museum.