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Parkplatzsituation im Vorderen Westen

...mal anders betrachtet.

Der aktuelle Artikel von E. Jochum vom 9. März (s.u.) berichtet über das neue Justizzentrum an der Goethestrasse und die Parkplatz-Pläne. Genau dieses Thema wurde schon im Sommer 2015 in "mittendrin", dem Quartiersmagazin der Friedrich-Ebert-Strasse in einem größeren Zusammenhang angesprochen. Hier noch einmal die leicht redigierte Fassung:

Dem interessierten Zeitungsleser begegnet immer wieder die Meldung, dass die Parkplatzsituation im Vorderen Westen eine extrem angespannte sei. Nun ist das mit der Wahrnehmung von Zuständen so eine Sache: Sitze ich im Auto und drehe die dritte Runde um den Block, dann nervt das. Sitze ich auf dem Balkon und sehe das Auto dreimal um den Block schleichen, dann nervt das auch.

Also: Muss das sein? Es lohnt, darüber nachzudenken.
Fangen wir beim Autofahrer an: Wenn ihm das tagtäglich passiert, dann sollte er sein Verhalten ändern. Für Distanzen bis – sagen wir – fünf Kilometer gibt es gute Alternativen. Die Hardcore-Variante wäre zu Fuß gehen. Ja, das kann man! Und das sollte man in jedem Falle, wenn es um zwei Kilometer oder weniger geht. Das tut gut, lüftet den Kopf und fördert die Fitness.

Dann wäre da noch das Fahrrad, und in der de-Luxe Version das e-Bike. Da kann man die fünf km in einer Viertelstunde abspulen. Autofahrt und Parkplatzsuche dauern auch so lange – und kosten Nerven (siehe oben).

Dann gibt’s noch den total uncoolen ÖPNV. Das ist der öffentliche Personennahverkehr, vulgo Bus, Tram und Bahn. Warum der so uncool ist, erschließt sich mir nur ansatzweise. Gewiss, die Öffentlichkeitsarbeit der KVG trägt ein gut Teil dazu bei: Wie kann man ein von oben (i.e. Stadtverordnetenversammlung) verordnetes Sparpaket von einer Million als bedeutende Verbesserung der Servicequalität umdeuten? Mehr Ehrlichkeit wäre der Sache dienlicher gewesen!

Zur Förderung des ÖPNV gibt es zwei Lösungsansätze: Wer immer seine Arbeitszeit flexibel gestalten kann, der möge das bitte tun und damit die Verkehrsspitzen abtragen helfen. Der zweite Ansatz richtet sich an die Verkehrs- und Fahrplanverantwortlichen und damit an die Politik! Mehr Angebotsflexibilität ist in Zeiten der computergesteuerten Zugtaktung durchaus machbar. Das lohnt, auch wenn es erstmal mehr kostet. Die derzeitigen Planungen der KVG lassen in keiner Weise erkennen, dass man das begriffen hätte.

Eine intelligente Hybridlösung ist Park & Ride. Beispiel: Der Pendler aus Hessisch Lichtenau fährt mit dem Auto bis Papierfabrik und steigt dann in die Tram. Kann ich nur empfehlen.

Natürlich gibt es Fälle und Situationen, wo man mit dem Auto mitten rein muss in die Stadt: Oma mit Gipsbein muss zum Arzt. Da hat man sicher jedes Recht, mit dem Auto bis vor die Praxis fahren zu dürfen. Aber wenn ich Oma abgesetzt habe, drehe ich keine Runden im Viertel, sondern fahre schnurstracks ins nächste Parkhaus – auch wenn’s was kostet. Solange die Parkhäuser Leerstand melden, kann ich das Gejammer über mangelnden Parkraum in keiner Weise nachvollziehen.

Als Beobachter, der viel im Viertel unterwegs ist kann ich ohnehin nur sagen: So schlimm kann es gar nicht sein. Es findet nämlich den ganzen Tag über ein reger Umschlag der Parkplätze statt. Vor meinem Balkon sind zwölf Parkplätze. Zwischen sieben und acht Uhr fahren die Nachbarn zur Arbeit, gleichzeitig kommen die Pendler, die hier arbeiten und belegen die Plätze. Das hat sich ohne jede Absprache so gut eingependelt, dass es praktisch immer die selben Autos sind, die auf diesen Plätzen stehen.

Auch die Argumentation, dass die Gastronomie unter der Parkplatznot leidet, halte ich für baren Unsinn. Im Bereich zwischen Bebelplatz und Querallee gibt es gut ein Dutzend Restaurants. Geht man mal von rund 50 Plätzen pro Lokal aus, dann sind das rund 600 Personen, die Abends ihre Zeit hier verbringen. Als regelmäßiger Gast etlicher dieser Lokalitäten weiß ich, dass die weit überwiegende Mehrzahl aus dem näheren Umkreis kommt, also laufen oder die Tram benutzen kann. Angenommen es sind 100 Auswärtige dabei, dann liegt das zusätzliche PKW-Aufkommen irgendwo bei 50 bis 60 Fahrzeugen. Die Parkhäuser sind abends noch leerer als tagsüber. Wo also ist der Parkplatznotstand?

Zum Thema Verkehrsentlastung gehören außerdem die Angebote Konrad, Stattauto und die Erkenntnis, dass die Bewohner des Vorderen Westens die meiste Zeit des Jahres überhaupt kein Auto brauchen. Hier gibt’s alles in Fußdistanz. Alles! Es ist auch allemal billiger, sich für den Urlaub schönes großes Auto zu mieten, anstatt die eigene Rost- und Rußschleuder das ganze Jahr vor der Tür stehen zu haben. Ganz abgesehen von der Stellplatz- oder Garagenmiete.

Wenn die hier ansässigen Firmen, Institutionen (Justizbehörden!!) und der Handel auf ihre Mitarbeiter und ihre Kunden/Besucher in diesem Sinne einwirkten, wäre schon viel erreicht!

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