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Neulich an der Drahtbrücke

Wir sitzen zu lange am Küchentisch, es schmeckt gut, wir haben uns viel zu erzählen. Rein ins Taxi, vor der AOK ausgestiegen und den Berg runter gerannt. 1 Minute vor dem offiziellen Beginn stehen wir Vier im Kulturzelt, freie Plätze sind kaum zu sehen. „Kann ich mich zu Ihnen setzen?“
Der Sanitäter diskutiert mit seiner Nachbarin, zwischen ihnen ist reichlich Platz. „Aber wenn der Inspizient kommt, dann müssen Sie wieder gehen.“ Ich platziere mich unter großen Dankesbezeugungen zwischen Sanitäter und einer schönen Frau, die wohl zu den Veranstaltern zählt. Fortan werde ich das Gefühl nicht los, nur geduldet zu sein, sitze dafür aber weich und mit zentraler Aussicht. Einzelne holen sich noch rasch etwas zum Trinken, obwohl auf der Rückseite der Eintrittskarte steht, dass das Rauchen und Speisen im Kulturzelt grundsätzlich untersagt ist. Da steht auch, dass Ton-, Foto-, und Videoaufnahmen grundsätzlich untersagt sind.
Das Tingvall Trio muss herbei geklatscht werden. Sie legen gleich los, der sehr sympatische Schwede Martin Tingvall am Klavier, Omar Rodriguez Calvo aus Kuba am Bass und Jürgen Spiegel aus Deutschland am Schlagzeug. Romantischer Jazz, sanft-harmonische Klavierakkorde, im ersten Stück ist der Bass meine Hoffnung, Calvo streicht den Bass auf nahezu einem Ton, das macht es ein wenig schräg und ein wenig schräg ist das, was ich mag. Zwischendrin greift er richtig rein in die Saiten. Mir sind die Klavierakkorde zu seelenvoll, ich wackele erst mit, wenn die richtig Fahrt aufnehmen. Das passiert ein paar Mal, einmal genial, wie Jürgen Spiegel am Schlagzeug loslegt, wieder und wieder wiederholen die Drei die Abschlusssquenz des Stückes, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Es wird gebrüllt und gejubelt. Tingvall führt in seinen Zwischenmoderationen vor, wie man als Jazzhörer tanzt: mit den Füßen hin und her wackeln. Ich wackele da mit mehr und meine Nachbarin scheint mir auch beweglicher. Und dann sagt er, dass ein paar Töne improvisiert sind, aber nicht mehr. Da hat er recht.
Vermutlich ist es der angekündigte Inspizient, der in der Pause kommt, die Frau verschwindet dafür, ich darf sitzen bleiben. Ein paar Worte werden gewechselt, die Sanitäterin, die die ganze Zeit unbeweglich neben dem Sanitäter sitzt, erzählt, dass die Musik mit den Frauen am Tag zuvor ganz schrecklich gewesen sei, das ginge ja heute. Tags drauf erzählt mir meine Mitfahrerin zur Arbeit, dass sie bei Warpaint im Kulturzelt abgetanzt habe, das sei wirklich gut gewesen. G. kauft sich nach dem Konzert die neue Platte vom Trio: Cirklar. Ich trage sie - und die drei Unterschriften drauf- durch die Dunkelheit nach hause Die Anderen gehen noch zur Kunsthochschule.

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