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Neulich beim Postamt Rolandstraße

Die Warteschlange ist lang, die Wartezeit ebenfalls, drei Post- und Postbank-Schalter, eine Angestellte sitzt hinter Schalter 1, Schalter 2 und 3 sind unbesetzt.
K. rutscht aus und wäre beinahe gestürzt - der Boden ist bedeckt mit glitschigen Schneematsch-Resten, der Schalterraum kalt. Es geht nur langsam voran. Während sich an einigen Stellen der Warteschlange murrende Geräusche erheben, nehmen wir den rotgesichtigen, kompakt gebauten und wichtig dreinschauenden Rentner in Wachmannsuniform wahr, der den Weg zum nicht mit einem sozialversicherungspflichtigen Angestellten besetzten, vulgo: leeren, Schalter 3 versperrt.

„Falls Sie nicht genug Vorrat an Marken da haben, kann ich mir ja auch direkt gegenüber bei der Post welche holen,“ biete ich einen Tag danach der Angestellten in der Buchhandlung Ecke Wilhelmshöher Allee/Rolandstraße an, als sie für meine soeben erstandenen Postkarten in einer Schublade des Kassentresens nach Briefmarken sucht. „Du liebe Güte, nein – da würden Sie keine bekommen, da ist zu.“ „Wie - zu? Jetzt?“ „Ja. Die haben seit einiger Zeit oft zu normalen Öffnungszeiten geschlossen, und wenn geöffnet ist, stehen wir eine Stunde an, weil nur ein Schalter öffnet,“ berichtete sie, „....da wird Personal eingespart.“

Woraufhin ich mir nicht verkneifen konnte, mich als ob solcher Verhältnisse ebenfalls ungnädige Bürgerin zu outen und die Sparerei nicht nur bei Postdienstleistungen, sondern im Allgemeinen zu thematisieren. Speziell erlebe man das auch im Gesundheitswesen, wo während eines nötigen Klinikaufenthaltes K. unangenehme Chaos- und Sparzwangausgeburten erlitten habe....Dies wiederum regte eine andere Buchhandlungs-Kundin dazu an, zuzustimmen und von ganz und gar nicht heilsamen Klinikaufenthalten einer lieben Verwandten zu berichten.

Auch K. konnte sich äußern, weil er in der Schalterhalle lediglich ausgerutscht und nicht mit bösen Folgen gestürzt war: wie absurd es doch sei, dass anstelle eines tätigen Schalterbeamten ein Wachmann untätig herumstehe.

Marlis Cavallaro

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Klaus Baum am :

Der Suhrkamp-Verlag will als erster Verlag aller möglichen Verlage das Geschäftsmodell der Post übernehmen: Im März erscheint eine neue Gesamtausgabe der Schriften Hegels. 20 Bände zu einem Gesamtpreis von 400.-- Euro.
Ab Januar 2018 wird der Preis um 10 Prozent erhöht, auf 440.-- Euro. Dann gibt es allerdings nur noch 18 Bände.
Ab Juli 2018 dann nur noch 16 Bände für 480.-- Euro usw.

Mehr Geld für immer weniger Leistung lautet die Devise.

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